Mitglieder­versammlung 2019

Feierstunde zum 65-jährigen Bestehen des AGV Banken

Die Mitgliederversammlung am 22. Oktober 2019 stand ganz im Zeichen des 65-jährigen Verbandsbestehens. Der AGV Banken hatte aus diesem Anlass zu einer Feierstunde in die Geschäftsstelle nach Berlin eingeladen. Der Einladung für den öffentlichen Teil der Veranstaltung waren viele hochrangige Gäste gefolgt. Der AGV- Vorsitzende Karl von Rohr begrüßte neben dem Festredner Prof. Dr. Heinrich August Winkler unter anderem Steffen Kampeter und Peter Clever aus der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sowie die Spitzenvertreter der Gewerkschaften im Bankgewerbe, Christoph Meister und Jan Duscheck (Verdi), Ursula Feikes-Feilhauer (DBV) und Henning Röders (DHV). Zu den Gästen zählten auch Marco Herrmann, Vorstandsmitglied beim BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes, das frühere AGV-Vorstandsmitglied Prof. Jörg-E. Cramer und der ehemalige AGV-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Benrath. Für die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) war der alternierende Vorsitzende Jürgen Waßmann nach Berlin gekommen. Darüber hinaus waren auch die jahrgangsbesten Ausgebildeten im privaten Bankgewerbe unter den Gästen.

In seinem Impuls zum 65-jährigen Bestehen des AGV Banken plädierte der AGV- Vorsitzende Karl von Rohr für einen neuen Geist in der Arbeits-, Sozial- und Tarifpolitik. Angesichts des beschleunigten Wandels der Arbeitswelt gelte es, neueste Entwicklungen Schritt für Schritt zu analysieren und zu verstehen und daraus pragmatische Lösungen zu entwickeln, unabhängig von der Frage, ob dazu übergreifende Regulierung des Gesetzgebers, der Tarif- oder Betriebsparteien nötig sei. In Zeiten von „Arbeit 4.0“ brauche es dafür eine „Sozialpartnerschaft 4.0“.

Dazu gehöre – wie im privaten Bankgewerbe – auch eine Modernisierung der Verbandstarifverträge. Sozialpartnerschaft 4.0 müsse aber mehr sein als Regulierung und erfordere vor allem ein gemeinsames Verständnis darüber, wie Arbeit künftig zu gestalten sei. Hier sei das private Bankgewerbe bereits auf einem guten Weg – etwa über die Sozialpartner-Initiative „Mitdenken 4.0“ und die Neuordnung des Berufsbildes für Bankkaufleute.

Von Rohr betonte, er teile nicht den Pessimismus derer, die einen Abgesang auf die bewährte Sozialpartnerschaft anstimmten. 65 Jahre nach Gründung des AGV Banken sei die Botschaft des Verbands ein klares Bekenntnis zum Verbandstarif und zu einer zeitgemäßen, vertrauensvollen und pragmatischen Sozialpartnerschaft.

Den anschließenden Festvortrag hielt Prof. Dr. Heinrich August Winkler, emeritierter Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin und einer der profiliertesten Historiker in Deutschland, bekannt insbesondere durch seine Forschungsarbeiten zur Geschichte des Westens und seine Rede im Deutschen Bundestag zum 70. Jahrestag des Kriegsendes. Unter dem Titel „Abschied von den Illusionen – Gedanken über Deutschland, Europa und den Westen“ beleuchtete er aktuelle politische Fragen und Probleme unter Berücksichtigung historischer Entwicklungen.

Kern seiner Ausführungen war Deutschlands Rolle in Europa und der Welt. Dabei spannte Winkler den Bogen von der Gründung der europäischen Währungsunion über Deutschlands schwieriges Verhältnis zum Nationalstaat, die Wahlen zum Europäischen Parlament und die Migrations- und Flüchtlingspolitik bis zur Rolle der USA in der Trump-Ära und den Herausforderungen der Digitalisierung. Engagiert vertrat Winkler die Position, dass Europa und die USA auch weiterhin westliche oder transatlantische Werte verbinden. Die Vereinigten Staaten blieben der wichtigste Partner der europäischen Demokratien, der Gedanke an eine Äquidistanz in den Beziehungen der EU oder Deutschlands zu Amerika, China und Russland sei abwegig.

Als eine der größten Herausforderungen beschrieb er, dass im Gefolge der digitalen Revolution virtuelle Parallelwelten und Echokammern entstanden seien, die sich gegen die Außenwelt abschotteten und damit dem Grundprinzip der bürgerlichen Öffentlichkeit und der pluralistischen Demokratie den Boden zu entziehen drohten. Vor diesem Hintergrund müssten in erster Linie die westlich orientierten Staaten die Frage beantworten, ob sie an einer liberalen internationalen Ordnung festhalten wollten. Auf den Vortrag, der bei den Gästen auf große Aufmerksamkeit und Zustimmung stieß, folgte eine längere und intensive Diskussion mit dem Publikum.

Auszeichnung der jahrgangsbesten Ausgebildeten

Anlässlich seines 65-jährigen Bestehens hat sich der AGV Banken entschlossen, im Rahmen der Mitgliederversammlung die Ehrung der jahrgangsbesten Ausgebildeten als neuen Programmpunkt aufzunehmen. Damit unterstreicht der Verband die hohe Bedeutung der Ausbildung in der Branche. Der AGV-Vorsitzende Karl von Rohr betonte, dass der Bankberuf weiterhin attraktiv und vielfältig sei und auch in Zeiten des anhaltenden Umbruchs nach wie vor gute Entwicklungschancen biete. Die ausgezeichneten Ausgebildeten hätten hervorragende Leistungen gezeigt und seien ein Vorbild für die vielen engagierten Nachwuchskräfte im privaten Bankgewerbe.

Ausgezeichnet wurden folgende Absolventinnen und Absolventen:

  • Mathias Acht (Deutsche Bank, Mainz)
  • Anna Becher (Deutsche Bank, Düsseldorf
  • Alexander Imberger (National-Bank, Mülheim/Ruhr und Essen)
  • Verena Löber (Deutsche Bank, Niedersachsen Ost)
  • Alexander Müller (Commerzbank, Saarbrücken)
  • Lennart Schrader (Targobank, Hamm)
  • Eva-Maria Themann (Deutsche Bank, Duisburg)

Vorstandswahl

Im internen Teil der Versammlung hatten die Mitglieder im AGV Banken zuvor Karl von Rohr im Amt des Vorsitzenden bestätigt, das er seit 2017 innehatte. Auch alle weiteren Mitglieder des Verbands-Vorstands wurden wiedergewählt: Michael Klaus (B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA, stv.Vorsitzender), Dr. Thomas A. Lange (National-Bank AG, stv. Vorsitzender), Dr.Michael Diederich (Hy- poVereinsbank/UniCredit Bank AG), Bernd Geilen (ING-DibaAG), Claus Momburg (IKB Deutsche Industriebank AG) und Dr. Bettina Orlopp(Commerzbank AG).

Bericht zur Tarif- und Sozialpolitik

Im internen Teil der Mitgliederversammlung stand darüberhinaus der Bericht zur Tarif- und Sozialpolitik im Mittelpunkt. Dabei lag der Fokus auf dem Rückblick auf die Banken-Tarifrunde 2019. Der AGV-Vorsitzende Karl von Rohr betonte, die Tarifauseinandersetzung sei eine der schwierigsten in der jüngeren Verbandsgeschichte gewesen. Die Mühen in fünf Verhandlungsrunden und über fast fünf Monate hätten sich aber gelohnt: Es sei gelungen, ein Tarifpaket zu schnüren, das die Branche und die Sozialpartnerschaft im Bankgewerbe stärke. Dieses berücksichtige nicht nur die schwierige Branchenlage und sichere zugleich die Realeinkommen der Beschäftigten, es dokumentiere über die Verhandlungsverpflichtung zur Modernisierung der Verbandstarifverträge auch den Reform- und Gestaltungswillen der Tarifparteien.

Darüber hinaus berichtete von Rohr über die neue Ausbildungsordnung für Bankkaufleute, die der AGV Banken angeschoben und federführend begleitet habe. Das neue Berufsbild sei ein Meilenstein in der Entwicklung des Bankberufs. Sehr erfreulich habe sich auch die Sozialpartner-Initiative „Mit- denken 4.0“ zur präventiven Arbeitsgestaltungunter dem Dach der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft und mit maßgeblicher Beteiligung des AGV Banken entwickelt. Die Initiative sei ein Leuchtturmprojekt und finde immer größere Aufmerksamkeit auch in anderen Branchen und in der Öffentlichkeit.

Gespiegelt würden die nationalen arbeits- und sozialpolitischen Themen vom Verband auch auf europäischer Ebene, wo der AGV Banken seit 2013 den Vorsitz im Banking Committee for European Social Affairs(BCESA) halte. Über diese Funktion sei der Verband maßgeblich an der Erarbeitung einer gemeinsamen Erklärung der europäischen Banken-Sozialpartner zu den Auswirkungen der Digitalisierung beteiligt gewesen.