Die Kreditwirtschaft bietet viele moderne und spannende Tätigkeiten. Im Interview mit „bank und markt“ erläutert AGV-Hauptgeschäftsführer Carsten Rogge-Strang, wie Jobs durch KI höherwertiger werden, wie professionell die Banken seit der Pandemie mobile und hybride Arbeit organisieren – und warum auch neue Tarifverträge dazu beitragen, dass die Banken attraktive Arbeitgeber sind.

Download bank und markt vom 15.04.2024: Interview mit Carsten Rogge-Strang

Transformation der Branche

Es gibt viele Themen, die Personalverantwortliche und Beschäftigte im Bankgewerbe derzeit umtreiben. Noch nie hat sich die Arbeitswelt so stark verändert wie seit der Pandemie, und die Transformation geht weiter. Weil die Banken bei Veränderungen immer schon zu den Vorreitern gehörten, stehen die veränderten Arbeitsbedingungen in der Branche stellvertretend für viele Bereiche der wissensbasierten Dienstleistungen.

Über die jüngsten Entwicklungen und die Aussichten für die nähere Zukunft hat Swantje Benkelberg, Chefredakteurin des Fachmagazins „bank und markt“, mit AGV-Hauptgeschäftsführer Carsten Rogge-Strang gesprochen. Die wichtigsten Aussagen:

  • Beschäftigungssituation stabilisiert: Nach den großen Restrukturierungswellen der vergangenen Jahre hat sich die Beschäftigungslage im privaten Bankgewerbe zuletzt stabilisiert. Die Branche stellt verstärkt hoch qualifizierte Kräfte ein.
  • Hochwertige Tätigkeiten: Die Banken haben weiterhin ein sehr hohes Vergütungsniveau und offene Unternehmenskulturen, sind Vorreiter bei digitalen Prozessen, bei der Gestaltung mobiler und hybrider Arbeitsformen und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Und der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz unterstützt und entlastet viele Beschäftigte und macht ihre Tätigkeiten dadurch höherwertiger.
  • Moderne Ausbildung: Die Ausbildungsordnung für Bankkaufleute, die erst 2020 grundlegend überarbeitet wurde, ist eine der modernsten in der deutschen Wirtschaft. Sie macht die Bankausbildung transparenter, digitaler und kundenorientierter.
  • Immer mehr Frauen in Führung: Die Banken unternehmen viel, um Frauen den Aufstieg auch in höhere Führungspositionen zu ermöglichen. Im privaten Bankgewerbe liegt der Anteil der Frauen in Führungspositionen mittlerweile bei deutlich über einem Drittel, in Bankvorständen bei 17 Prozent. Hier gibt es zwar eine erhöhte Dynamik, es bleibt aber weiterhin viel zu tun – auch gesellschaftlich: So sind Geschlechter-Stereotype immer noch weit verbreitet, und es gibt nach wie vor nicht genügend Kinderbetreuungsplätze.
  • Personalarbeit wird kleinteiliger: Arbeitszeit- und Arbeitsort-Autonomie tragen ganz erheblich zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Aktuelle Befragungen des AGV Banken zeigen, dass Beschäftigte am zufriedensten sind, wenn sie in Absprache mit den jeweiligen Teams selbst über ihren Arbeitsort entscheiden können. Dadurch wird die Personalarbeit deutlich kleinteiliger. Der Mehraufwand, der bei der Arbeits- und Prozessorganisation in hybrid arbeitenden Teams entsteht, wird jedoch häufig kompensiert durch eine höhere Zufriedenheit und Produktivität der Beschäftigten.
  • Flexibilität ja, Vier-Tage-Woche nein: Die privaten Banken bieten heute bei Arbeitszeiten und Arbeitsort bereits ein sehr hohes Maß an Flexibilität. Die Einführung einer Vier-Tage-Woche wäre aber kontraproduktiv. Ginge sie mit einer Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit einher, würde sie das bestehende Fachkräfteproblem erheblich verschärfen – und bei vollem Lohnausgleich (also unveränderter Bezahlung) die Arbeit um 20 Prozent verteuern, was sich die Unternehmen nicht leisten können. Würde sie die bestehende Wochenarbeitszeit auf vier Tage verteilen (was bei einer täglichen Höchstarbeitszeit von 10 Stunden schon heute möglich ist), wäre dies langfristig mit Blick auf Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit bedenklich. Es mag Unternehmen geben, für die eine Vier-Tage-Woche ein gutes Modell ist, um Fachkräfte zu gewinnen oder zu binden. Die Entscheidung darüber muss aber immer einzelbetrieblich getroffen werden.
  • Attraktive neue Tarifverträge: Die Attraktivität der Banken als Arbeitgeber steigt nicht zuletzt durch verbesserte Rahmenbedingungen. So haben die Tarifparteien im privaten Bankgewerbe im Herbst 2023 zwei neue zukunftsweisende Tarifverträge abgeschlossen. Der neue Nachwuchskräfte-Tarifvertrag bündelt nicht nur alle Regelungen für Auszubildende und neuerdings auch für dual Studierende in einem einheitlichen Vertragswerk, er bietet auch neue materielle Vorteile wie einen Lernmittelzuschuss und zusätzliche Arbeitsbefreiungen während der Prüfungsphase. Und der neue Tarifvertrag zur betrieblichen Altersversorgung nach dem Sozialpartnermodell Betriebsrente bietet Beschäftigten durch eine deutlich effizientere Anlagepolitik erheblich höhere Renditechancen und damit im Alter höhere Renten.

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