Banken-Arbeitgeber: Gewerkschaften müssen ihre Forderungspakete erheblich reduzieren
- Karl von Rohr: „Forderungen gehen weit über die Möglichkeiten unserer Branche hinaus“
- Gunar Feth: „Banken auf Ertrags- und Kostenseite unter Druck“
- Verteilungsspielraum beim Gehalt weiterhin sehr gering
Die Banken-Arbeitgeber fordern die Gewerkschaften auf, in der laufenden Tarifrunde ihre sehr umfangreichen Forderungspakete erheblich zu reduzieren. Schon die reinen Gehaltsforderungen von Verdi, DBV (je 6,0 Prozent für 12 Monate) und DHV (8,0 Prozent für 18 Monate) seien unrealistisch. Das gelte auch für die kostenträchtigen Zusatzforderungen insbesondere nach mehr Urlaub und kürzerer Arbeitszeit. „Diese Forderungen gehen weit über die Möglichkeiten unserer Branche hinaus, die unverändert hohe Belastungen verkraften muss. Wir brauchen jetzt ein Signal, dass die Gewerkschaften diese schwierige Situation in ihre Überlegungen einbeziehen“, sagt Karl von Rohr, Verhandlungsführer der Banken-Arbeitgeber, vor dem zweiten Verhandlungstermin (6. März in Frankfurt/Main). Gunar Feth, Vorsitzender der Tarifgemeinschaft öffentlicher Banken: „Das Kreditgewerbe steht auf der Ertrags- und auf der Kostenseite weiterhin enorm unter Druck. Diese Tatsachen können wir bei der Gehaltsfrage nicht ausblenden. Deshalb können die Tarifabschlüsse anderer Branchen für uns kein Maßstab sein.“
Die Arbeitgeber verwiesen erneut darauf, dass die Banken durch anhaltende Niedrigzinsen, verschärfte Regulierung, verändertes Kundenverhalten und hohe Investitionen in neue digitale Geschäftsmodelle stark belastet seien. Deshalb bleibe der Verteilungsspielraum beim Gehalt sehr gering. Zugleich sei das Vergütungsniveau im Bankgewerbe immer noch sehr hoch, und die Bankbeschäftigten hätten trotz schwieriger Lage auch in den Jahren seit der Finanzkrise von realen Gehaltszuwächsen profitiert.
Darüber hinaus betonten die Arbeitgeber, die Arbeitsqualität im Bankgewerbe bewege sich auf hohem Niveau und habe sich zuletzt noch verbessert. 85 Prozent der Beschäftigten seien mit ihrer Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden, fast ebenso viele bewerteten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut, und neun von zehn Beschäftigten könnten gut mit neuen Herausforderungen umgehen. Auch die empfundene Arbeitsbelastung liege derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren. Dies zeigten aktuelle repräsentative Beschäftigtenbefragungen. Vor diesem Hintergrund sei die Argumentation der Gewerkschaft Verdi nicht nachvollziehbar, die Beschäftigten
klagten über gestiegene Arbeitsbelastung und bräuchten sechs zusätzliche freie Tage.
Die Banken-Arbeitgeber haben ihrerseits einen Vorschlag in die Tarifrunde eingebracht, der Unternehmen und Beschäftigten höhere Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung ermöglichen soll. Dabei geht es um einen längeren Ausgleichszeitraum für alle Beschäftigten bei Abweichungen von der täglichen Arbeitszeit über acht Stunden hinaus. In zunehmend agilen Arbeitsund Organisationsstrukturen ließen sich so mehr Spielräume für alle Beteiligten schaffen.
Hinweis an die Redaktionen: Die Tarifverhandlungen im privaten und öffentlichen Bankgewerbe gehen am Mittwoch, 6. März 2019, in Frankfurt/Main in die zweite Runde (Beginn: 13:00 Uhr). Die Pressestelle der Banken-Arbeitgeber ist unter folgender Tagesadresse erreichbar: Hotel Steigenberger Frankfurter Hof, Am Kaiserplatz, 60311 Frankfurt/Main, Tel. (069) 215-161, Mobil (0171) 311 96 89.
Veröffentlichungshinweis: Der AGV Banken hat zum Auftakt der Tarifverhandlungen die Publikation „Banken-Tarifrunde 2019 – Fakten und Hintergründe“ mit Informationen zu den wichtigsten Themen herausgegeben (Wirtschafts- und Branchenlage, Gehalt, Ausbildung, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit). Sie steht als PDF-Dokument auf der Website des AGV Banken unter www.agvbanken.de zum Download zur Verfügung.
Dem AGV Banken gehören rund 100 Institute (Großbanken, Regionalbanken, Pfandbriefbanken, Spezialbanken, Privatbankiers und Bausparkassen) mit rund 135.000 Beschäftigten an. Der Arbeitgeberverband vertritt die sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder, schließt als Tarifträger auf Bundesebene Tarifverträge mit den Gewerkschaften ab, informiert und berät die Mitgliedsinstitute und vertritt sie vor Arbeits und Sozialgerichten in Grundsatzfragen. Darüber hinaus nimmt er die sozialpolitischen Belange des privaten Bankengewerbes gegenüber Regierungs- und Verwaltungsstellen wahr. Der AGV Banken unterstützt seine Mitglieder in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und berät die zuständigen Ministerien bei der Entwicklung von einschlägigen Gesetzen und Ausbildungsordnungen.