Banken-Arbeitgeber: Spielraum in der anstehenden Tarifrunde äußerst begrenzt
- Heinz Laber: „Massive Zusatzbelastungen und historisch niedrige Inflation müssen sich im Verhandlungsergebnis widerspiegeln“
- Gunar Feth: „Herausfordernde Branchensituation erfordert höchste Kostendisziplin“
- Niedrigzinsen bedrohen Geschäftsmodelle der Banken
- Regulierung verursacht hohe Kosten und schmälert Ertragspotenzial
- Enorme Investitionen in Digitalisierung und Kundenbindung schränken Verteilungsspielraum zusätzlich ein
Vor dem Auftakt der Tarifrunde 2016 im privaten und öffentlichen Bankgewerbe am 4. Mai verweisen die Arbeitgeber darauf, dass sich die ohnehin schwierige Branchenlage in den vergangenen zwei Jahren weiter verschlechtert habe. Die Banken in Deutschland würden derzeit in die Zange genommen von sinkendem Ertragspotenzial auf der einen und erheblichem Investitions- und Kostendruck auf der anderen Seite, ausgelöst durch anhaltende Niedrigzinsen, verschärfte Regulierung und unvermeidliche Kosten zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im Zeitalter der Digitalisierung.
„Unser Spielraum in der anstehenden Tarifrunde ist äußerst begrenzt“, sagt Heinz Laber, Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes der privaten Banken. „Unsere Branche muss massive Zusatzbelastungen verkraften, zugleich bewegt sich die Inflation auf historisch niedrigem Niveau. Beides muss sich im Verhandlungsergebnis widerspiegeln.“ Für die Tarifgemeinschaft öffentlicher Banken betont deren Vorsitzender Gunar Feth: „Das aktuelle Marktumfeld ist für die Kreditwirtschaft mehr als herausfordernd. Daher ist auch bei den Personalkosten strikte Kostendisziplin das Gebot der Stunde, um die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland dauerhaft zu erhalten.“
Die Banken-Arbeitgeber verweisen auf die strukturelle Ertragsschwäche der deutschen Banken, die schon vor der Finanzkrise ihre Schatten vorausgeworfen habe. Durch die aktuell erheblich verschärften Marktbedingungen sähen sich die Institute jetzt gezwungen, ihre Geschäftsmodelle grundlegend anzupassen. Dabei werde es immer schwieriger, Bankgeschäft auskömmlich zu betreiben, zumal auch die Konjunktur kaum Impulse gebe. Die Banken profitierten nicht von der insgesamt stabilen Wirtschaftslage. Der starke Konsum schlage sich in den Bank-Erträgen kaum nieder, während stagnierende Exporte und schwache Investitionen dämpfend wirkten.
Heinz Laber: „Die weitere Konjunkturentwicklung ist mit vielen Fragezeichen versehen angesichts erheblich gestiegener geopolitischer Risiken. Das wirtschaftliche Umfeld ist so unsicher wie lange nicht mehr.“ Zu den Risiken zählten unter anderem ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens, der Konjunkturabschwung in den Schwellenländern und die potenzielle Verschärfung weltweiter Konflikte. Gunar Feth: „Wenn auch nur einige dieser Risiken eintreten, hätte dies negative Auswirkungen auf die Konjunktur und würde sich sehr schnell auch auf das Bankgeschäft auswirken.“
Die Arbeitgeber betonen, vor diesem Hintergrund seien die Tarifparteien aufgefordert, die schwierige Branchenlage in ihre Überlegungen einzubeziehen. Die Gehaltsforderung der Gewerkschaft Verdi von 4,9 Prozent sei deshalb nicht nachvollziehbar und liege weit über dem, was sich die Branche leisten könne. Zugleich sehen die Arbeitgeber beim Gehalt keinen Nachholbedarf: Das Vergütungsniveau bei Banken sei weiterhin überdurchschnittlich hoch, und die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren trotz der zunehmenden Belastungen des Kreditgewerbes von Reallohnzuwächsen profitiert.
Hinweis an die Redaktionen: Die Verhandlungsrunde am 4. Mai 2016 findet statt in der Geschäftsstelle des AGV Banken, Burgstraße 28, 10178 Berlin.
Die Pressestelle der Banken-Arbeitgeber ist am Verhandlungstag erreichbar unter Tel. (030) 16 63-13 01, Mobil (0171) 303 80 01, Fax (030) 59 00 112-78, E-Mail service@agvbanken.de.
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