Banken-Arbeitgeber weisen Gehaltsforderungen der Gewerkschaften entschieden zurück
- Heinz Laber: „Gefordertes Niveau ist weit entfernt von allem, was wir uns derzeit leisten können“
- Gunar Feth: „Lösung nur möglich, wenn Gewerkschaften erheblich von unrealistischen Vorstellungen abrücken“
- Kein Nachholbedarf beim Gehalt erkennbar
- Ablehnung der Verdi-Forderung, AT-Gehälter im selben Ausmaß wie Tarifgehälter zu erhöhen
Zum Auftakt der Banken-Tarifrunde 2016 haben die Arbeitgeber die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften Verdi, DBV (je 4,9 Prozent) und DHV (4,6 Prozent) als entschieden zu hoch zurückgewiesen. „Dieses Niveau ist weit entfernt von allem, was wir uns derzeit leisten können. Das ist nicht machbar“, sagte Heinz Laber, Verhandlungsführer der Banken-Arbeitgeber. „Für uns ist nicht nachvollziehbar, wie sich die Lohnforderung für eine extrem belastete Branche ohne Produktivitätsfortschritt und bei einer Inflation nahe null auf fast fünf Prozent summieren kann.“ Für die Tarifgemeinschaft öffentlicher Banken betonte deren Vorsitzender Gunar Feth: „Wenn wir die Gehaltsfrage als Kernthema dieser Tarifrunde gemeinsam lösen wollen, dann wird das nur möglich sein, wenn die Gewerkschaften ganz erheblich von ihren unrealistischen Vorstellungen abrücken.“
Die Arbeitgeber verwiesen darauf, dass sich die Branchenlage zuletzt weiter verschlechtert habe und eine Besserung nicht in Sicht sei. Insbesondere die anhaltende Niedrigzinsphase sei eine ernsthafte Bedrohung für die Banken. Sie belaste die Institute auf der Ertrags- und auf der Kostenseite massiv, ebenso wie die verschärfte Regulierung und die erheblichen Anstrengungen zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im Zeitalter der Digitalisierung. Heinz Laber: „Alle für die Lohnfindung relevanten Faktoren in unserer Branche fallen schlechter aus als noch vor zwei Jahren. Deshalb kann die aktuelle Tarifbewegung in anderen Branchen für die Banken kein realistischer Maßstab sein.“ Der Verteilungsspielraum müsse sich an der besonderen Situation der Branche orientieren und sei deshalb äußerst begrenzt. Gunar Feth: „Viele Institute sind nach wie vor durch Restrukturierung und Neuausrichtung erheblich belastet. Dem müssen wir in dieser Tarifrunde Rechnung tragen.“
Zugleich sei in der Gehaltsfrage kein Nachholbedarf erkennbar. Seit dem Jahr 2000 seien die Banken-Tariflöhne im selben Ausmaß gestiegen wie in der Gesamtwirtschaft, während sich die Bruttowertschöpfung des Finanzsektors erheblich schwächer entwickelt habe als im Durchschnitt aller Branchen. Heinz Laber: „Bei den Banken sind die Tariflöhne – anders als in der Gesamtwirtschaft – deutlich stärker gestiegen als die dahinter stehenden Ergebnisse. Ein Nachholbedarf kann daraus nicht abgeleitet werden.“ Die Arbeitgeber verwiesen darüber hinaus auf das weiterhin hohe Vergütungsniveau im Bankgewerbe. Zudem hätten die Bankbeschäftigten auch in den vergangenen schwierigen Jahren von realen Gehaltszuwächsen profitiert. Gunar Feth: „Weder die Preis- und Produktivitätsentwicklung noch ein angeblicher Nachholbedarf rechtfertigen diese Gehaltsforderungen.“
In der ersten Verhandlungsrunde hat die Gewerkschaft Verdi erstmals ihre Forderungen zur Änderung der Gehaltssituation von außertariflich Beschäftigten (AT) dargelegt. Die Arbeitgeber haben dazu weiteren Gesprächsbedarf angemeldet.
Die Verhandlungen werden am 1. Juni 2016 in Frankfurt/Main fortgesetzt.
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