Banken-Arbeitgeber: Weitreichende Forderungen der Gewerkschaften zu Mobilarbeit und Nachwuchskräften belasten Tarifrunde
- Sabine Schmittroth: „Hürden auf dem Weg zu einer Tarifeinigung sind deutlich zu hoch“
- Verhandlungsumfeld verschlechtert, Verteilungsspielraum gering
- Banken Vorreiter bei Mobilarbeit, branchenweite Regulierung nicht sinnvoll
Die weitreichenden Gewerkschaftsforderungen zu den Themen Mobilarbeit und Nachwuchskräfte belasten aus Sicht der Banken-Arbeitgeber die laufende Tarifrunde im privaten Bankgewerbe erheblich. Bereits die reinen Gehaltsforderungen der Gewerkschaften Verdi (4,5 Prozent) und DBV (4,8 Prozent) lägen weit über den Möglichkeiten der Branche. Hinzu kämen teure und unrealistische Zusatzforderungen von Verdi nach einem Anspruch auf mobile Arbeit, einer Erstausstattungs-Pauschale in Höhe von 1.500 Euro fürs Homeoffice sowie nach kostenträchtigen Zusatzleistungen für Nachwuchskräfte. „Die Hürden auf dem Weg zu einer Tarifeinigung sind deutlich zu hoch. Wir brauchen jetzt klare Signale, dass die Gewerkschaften auf einen pragmatischen und lösungsorientierten Kurs einschwenken, den die ganze Branche mitgehen kann“, sagt Sabine Schmittroth, Verhandlungsführerin der Banken-Arbeitgeber, vor dem zweiten Verhandlungstermin (26. August in Wiesbaden).
Die Arbeitgeber verweisen auch auf das Verhandlungsumfeld, das sich seit dem Auftakt Anfang Juli verschlechtert habe. Der unverändert hohe Druck auf der Kosten- und Ertragsseite im Bankgewerbe werde inzwischen begleitet von mehreren Faktoren, die sich negativ auf die Kapitalmärkte und die Finanzwirtschaft auswirkten. Dazu gehörten insbesondere eingetrübte Konjunkturprognosen, die erneut wachsende Unsicherheit über den weiteren Pandemieverlauf und erhöhte geopolitische Risiken. Sabine Schmittroth: „Die Zeiten sind so unsicher und schwierig, dass wir uns zwingend auf das Machbare konzentrieren müssen. Dabei bleibt unser Verteilungsspielraum äußerst gering.“
Beim Thema Mobilarbeit verweisen die Banken-Arbeitgeber auf ihre Vorreiterrolle bei Umfang, Flexibilität und guter Gestaltung. „Im Bankgewerbe vollzieht sich der Wechsel in die neue hybride Arbeitswelt besonders dynamisch und professionell – inklusive verbindlicher Regeln“, so Sabine Schmittroth. Die große Mehrheit der Mitglieder im AGV Banken befasse sich zurzeit intensiv mit der Weiterentwicklung mobiler Arbeit, viele Unternehmen erarbeiteten in enger Abstimmung mit ihren Arbeitnehmervertretungen jeweils passende betriebliche Lösungen oder hätten dies bereits getan. Es zeige sich aber, dass die Regelungen je nach Geschäftsmodell, Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur sehr unterschiedlich ausfielen und deshalb eine übergreifende branchenweite Regulierung nicht sinnvoll sei. Sabine Schmittroth: „Mit fortschreitender Digitalisierung und Flexibilisierung brauchen wir bei der Gestaltung der Arbeitswelt immer mehr passgenaue Modelle und immer weniger Lösungen von der Stange. Den größten Innovationssprung in der Arbeitsgestaltung seit Jahrzehnten werden wir weder auf Gesetzes- noch auf Tarifebene angemessen differenziert abbilden können. Hier sind die Betriebe gefragt.“
Als nicht darstellbar bewerten die Arbeitgeber die umfangreichen Forderungen der Gewerkschaft Verdi für Nachwuchskräfte, darunter die unbefristete Übernahme Ausgebildeter sowie Regelungen zu Fahrtkosten, technischer Ausstattung und Freistellung. Die Arbeitgeber hätten bereits in den seit 2020 laufenden Verhandlungen über einen Nachwuchskräfte-Tarifvertrag deutlich gemacht, dass diese Forderungen zu weitreichend seien. Zudem hätten sich die Tarifparteien erst 2019 auf eine Übernahmeregelung verständigt, die sich bewährt habe. Danach würden Auszubildende bei persönlicher Eignung und nach erfolgreicher Abschlussprüfung für mindestens 12 Monate übernommen, sofern betrieblicher Bedarf bestehe. Da sich die Ausbildung im privaten Bankgewerbe am Bedarf orientiere, führe das in der Praxis dazu, dass nahezu alle Ausgebildeten übernommen würden, die das wollten – auch unabhängig von ihrer Prüfungsnote. Darüber hinaus bewegten sich auch die Arbeitsqualität und die Vergütung der Nachwuchskräfte im privaten Bankgewerbe im Branchenvergleich seit Jahren in der Spitzengruppe, hier gebe es keinen Nachholbedarf.
Hinweis an die Redaktionen: Die Tarifverhandlungen im privaten Bankgewerbe gehen am Donnerstag, 26. August 2021, in Wiesbaden in die zweite Runde. Die Pressestelle der Banken-Arbeitgeber ist unter folgender Tagesadresse erreichbar: Hotel Nassauer Hof, Kaiser-Friedrich-Platz 3-4, 65183 Wiesbaden, Tel. (0171) 311 96 89.
Veröffentlichungshinweis: Der AGV Banken hat die Publikation „Banken-Tarifrunde 2021 – Fakten und Hintergründe“ mit Informationen zu den wichtigsten Themen herausgegeben (Wirtschafts- und Branchenlage, Gehalt, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit, Mobilarbeit). Sie steht als PDF-Dokument hier zum Download zur Verfügung.
Dem AGV Banken gehören rund 100 Institute (Großbanken, Regionalbanken, Pfandbriefbanken, Spezialbanken, Privatbankiers und Bausparkassen) mit rund 135.000 Beschäftigten an. Der Arbeitgeberverband vertritt die sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder, schließt als Tarifträger auf Bundesebene Tarifverträge mit den Gewerkschaften ab, informiert und berät die Mitgliedsinstitute und vertritt sie vor Arbeits und Sozialgerichten in Grundsatzfragen. Darüber hinaus nimmt er die sozialpolitischen Belange des privaten Bankengewerbes gegenüber Regierungs- und Verwaltungsstellen wahr. Der AGV Banken unterstützt seine Mitglieder in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und berät die zuständigen Ministerien bei der Entwicklung von einschlägigen Gesetzen und Ausbildungsordnungen.