Engagiert, verantwortungsbewusst und achtsam: Private Banken und ihre Beschäftigten kommen bislang gut durch die Krise

Berlin
1.4.2021
  • Corona-Report Banken-Arbeitswelt: Zusammenhalt und Arbeitszufriedenheit verbessert, Gesundheit auf hohem Niveau stabil
  • Trotz erhöhter Anforderungen Bestnoten für Teamgeist, Flexibilität, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und Prävention
  • Homeoffice wirkt überwiegend entlastend, Beschäftigte wünschen sich ausgewogenen Mix aus Arbeit im Büro und von zu Hause
  • Carsten Rogge-Strang: „Mehr Flexibilität und Vertrauen vertragen sich nicht mit zusätzlicher Regulierung von Arbeit“

Arbeitgeber und Beschäftigte im privaten Bankgewerbe haben die Herausforderungen der Corona-Pandemie bislang gut bewältigt. In der Krise haben sich nicht nur das Engagement, der Zusammenhalt und die Leistungsbereitschaft in den Banken verbessert. Trotz erhöhter Anforderungen ist auch die Arbeitszufriedenheit deutlich gestiegen, die Gesundheit der Beschäftigten bleibt auf hohem Niveau stabil. Und die verstärkte Arbeit im Homeoffice wirkt überwiegend entlastend, wobei die meisten Beschäftigten einen ausgewogenen Mix aus Arbeit von zu Hause und im Büro oder Betrieb bevorzugen. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Corona-Report Banken-Arbeitswelt“, den der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) soeben vorgelegt hat. Die Studie basiert auf repräsentativen Beschäftigtenbefragungen vor und während der Pandemie (jeweils im Februar 2020 und 2021).

„Die Krise schweißt nicht nur Führungskräfte und Teams zusammen. In der Pandemie bestätigt sich auch eindrucksvoll, dass die Banken gute und verantwortungsvolle Arbeitgeber sind“, sagt Carsten Rogge-Strang, Hauptgeschäftsführer des AGV Banken. Es sei ermutigend, dass die Banken und ihre Beschäftigten die veränderten Arbeitsbedingungen mit großem Engagement und erhöhter Achtsamkeit gestalteten. Zugleich zahle sich aus, dass in den Banken bereits vor der Pandemie der Wandel hin zu flexiblen, agilen und vertrauensbasierten Arbeitsformen weit vorangeschritten sei. Diese Entwicklung werde sich fortsetzen: „Die Arbeit der Zukunft braucht mehr Flexibilität und Vertrauen. Beides verträgt sich nicht mit zusätzlicher Regulierung von Arbeit, sondern muss von den Beteiligten in den einzelnen Branchen und Betrieben jeweils passend gestaltet werden“, so Rogge-Strang.

Die Studie kommt zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:

  • Höhere Arbeitszufriedenheit und Arbeitgeber-Attraktivität: Die bereits hohe Gesamtzufriedenheit der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe ist im Corona-Jahr nochmals gestiegen, 85 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Die Belegschaften bewerten auch die Attraktivität ihrer Arbeitgeber gegenüber dem Vorjahr deutlich besser.
  • Bestnoten für Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Die ohnehin gute Bewertung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben hat 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Drei Viertel der Bankbeschäftigten beurteilen sie positiv, nur 7 Prozent negativ. Auch die Arbeitszeitregelungen und die Unterstützung des Arbeitgebers für eine bessere Vereinbarkeit werden so gut bewertet wie noch nie.
  • Hoher Wohlfühlfaktor trotz leicht gestiegener Arbeitsbelastung: Selten haben sich die Bankbeschäftigten bei ihrer Arbeit so wohl gefühlt und so viel Wertschätzung erfahren wie zurzeit, obwohl sie – wenig überraschend in Pandemie-Zeiten – ihre Arbeitsbelastung als etwas stärker empfinden und verfügbare Zeit und Ressourcen sowie die Zielerreichung etwas schlechter bewerten als im Vorjahr.
  • Ausmaß an Erreichbarkeit außerhalb üblicher Arbeitszeiten weiter gesunken: Das bereits über Jahre rückläufige Ausmaß an Erreichbarkeit außerhalb üblicher Arbeitszeiten ist während der Pandemie nochmals deutlich gesunken. Und im Vergleich zu den Vorjahren betrachten es weniger Beschäftigte als Belastung, wenn sie außerhalb üblicher Arbeitszeiten kontaktiert werden.
  • Mehr Zusammenhalt, Motivation und Einsatzbereitschaft: Die Bankbeschäftigten bewerten die meisten Team-Aspekte deutlich positiver als in den Vorjahren, teilweise so gut wie noch nie. Das gilt insbesondere für Teamgeist, Zusammenhalt, Einsatz- und Verantwortungsbereitschaft.
  • Führung besser bewertet: Die Beschäftigten beurteilen fast alle Führungs-Aspekte besser als im Vorjahr. Bestnoten im langjährigen Vergleich geben sie bei Vorbildrolle, Vertrauensverhältnis, respektvollem Umgang und Kritikfähigkeit.
  • Gesundheit auf hohem Niveau stabil: Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Bankbeschäftigten hat sich trotz vielfältiger Herausforderungen gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert und bleibt damit auf hohem Niveau: Deutlich über 80 Prozent schätzen sich als fit und leistungsfähig ein und bewerten ihre (auch psychische) Gesundheit als gut oder sehr gut. Das Ausmaß an Gesundheitsbeschwerden ist insgesamt konstant, bei einzelnen Beschwerden sogar rückläufig.
  • Zwei Drittel der Bankbeschäftigten arbeiten von zu Hause: Die Pandemie hat den Trend zum Homeoffice im Bankgewerbe nochmals verstärkt. Vor Corona arbeitete bereits über die Hälfte der Bankbeschäftigten mindestens gelegentlich von zu Hause, in der Pandemie sind es zwei Drittel. Umgekehrt hat sich der Anteil der Beschäftigten, die täglich im Büro arbeiten, innerhalb eines Jahres von 80 auf rund 40 Prozent halbiert. Etwas mehr als ein Viertel der Bankbelegschaften arbeitet nicht von zu Hause – vor allem, weil das in ihrer Tätigkeit oder ihrem Arbeitsbereich nicht möglich ist. Knapp ein Viertel derjenigen, die nicht von Hause arbeiten, hat gar kein Interesse am Homeoffice.
  • Ein Viertel Homeoffice-Neulinge: Gut ein Viertel der Bankbeschäftigten hat seit Beginn der Corona-Pandemie erstmals im Homeoffice gearbeitet, knapp 40 Prozent bereits vorher – allerdings ganz überwiegend in geringerem Umfang als während des Lockdowns. Damit hat sich das Ausmaß an Arbeit von zu Hause binnen Jahresfrist für über 60 Prozent der Beschäftigten erhöht. Das ist erheblich mehr als in der Gesamtwirtschaft (21 Prozent).
  • Wunsch nach ausgewogenem Mix aus Arbeit im Büro und von zu Hause: Die Bankbeschäftigten wollen künftig zwar häufiger als bislang und als in anderen Branchen von zu Hause arbeiten; die große Mehrheit möchte das aber nicht ausschließlich. Die meisten bevorzugen einen aus-gewogenen Mix aus Arbeit im Büro und von zu Hause: Fast 40 Prozent würden gerne mehrmals in der Woche zu Hause arbeiten, fast 20 Prozent mindestens einmal. Allerdings decken sich Realität und Wunsch bei häufigerem Homeoffice (mindestens einige Tage in der Woche) bereits zu fast 90 Prozent. Und Homeoffice-Nutzer(innen) würden das Ausmaß an häufigerer Arbeit von zu Hause sogar gerne etwas einschränken.
  • Führungskräfte überdurchschnittlich offen für neue hybride Arbeitswelt: Fast 60 Prozent der Führungskräfte möchten, dass ihre Beschäftigten nach Corona mehr von zu Hause arbeiten als zuvor, deutlich mehr als im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft (25 Prozent). Damit zeigen sich die Vorgesetzten in den Banken überdurchschnittlich offen für eine neue hybride Arbeitswelt.
  • Homeoffice wirkt überwiegend entlastend – aber persönlicher Austausch und Kreativität leiden: Die Arbeit von zu Hause wirkt im Vergleich zur Arbeit im Büro überwiegend positiv und entlastend. Deutlich über die Hälfte der Bankbeschäftigten empfindet im Homeoffice weniger Stress. Denn die Belegschaften bewerten wichtige Aspekte der Arbeitsqualität im Homeoffice besser als im Büro oder Betrieb. Dazu gehören vor allem die Flexibilität der Arbeitszeiteinteilung, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und die Effizienz der eigenen Arbeit. Auf der anderen Seite müssen die Beschäftigten im Homeoffice bei bestimmten Aspekten der Zusammenarbeit Abstriche machen, in erster Linie beim informellen Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten, beim Teamgeist, der Zusammenarbeit in kreativen und innovativen Arbeitsprozessen, beim Informationsfluss und der Zusammenarbeit in kritischen Arbeits- und Projektphasen. Und das Arbeitsvolumen im Homeoffice liegt tendenziell etwas höher als im Büro/Betrieb.
  • Technische Ausstattung im Homeoffice überdurchschnittlich gut: 60 Prozent der Bankbelegschaften, die mindestens gelegentlich von zu Hause arbeiten, erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Notebook (Gesamtwirtschaft: 49 Prozent), über 40 Prozent ein Smartphone (Gesamtwirtschaft: 23 Prozent). Über die Hälfte der im Homeoffice tätigen Bankbeschäftigten hat von zu Hause aus Zugang zum Firmennetzwerk (VPN), über alle Branchen hinweg gilt das nur für ein Drittel.
  • Erschwerte Bedingungen für Führungskräfte: Obwohl die Beschäftigten die Führungsqualität insgesamt sehr gut bewerten, empfinden die Führungskräfte selbst die Erfüllung ihrer Aufgaben in den dezentralen und virtuellen Arbeitsstrukturen während der Pandemie überwiegend als schwieriger. Zwar fallen ihnen im Homeoffice das Delegieren und die Vereinbarung von Arbeitszielen überwiegend leichter. Als überwiegend schwieriger empfinden sie jedoch die Aufgaben Motivation, Personalentwicklung und insbesondere Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Ambivalente Einschätzung von Belastung und Angst vor Ansteckung: Die insgesamt veränderten Umstände infolge der Corona-Pandemie empfindet fast die Hälfte als (eher) belastend, aber immerhin ein Drittel sieht das nicht so. Der überwiegende Teil der Beschäftigten hat keine Angst, sich auf dem Weg zur Arbeit oder im Büro/Betrieb mit Corona zu infizieren, bei etwas mehr als einem Drittel ist das jedoch der Fall. Die Angst vor Ansteckung ist besonders ausgeprägt bei Beschäftigten, die selbst entscheiden können, ob sie im Betrieb oder von zu Hause arbeiten. Es spricht deshalb viel dafür, dass die geäußerte Angst nicht auf konkrete Gefährdungen (etwa fehlende Hygienemaßnahmen in den Betrieben) zurückzuführen ist, sondern vielmehr mit der Entscheidungsfreiheit zu tun hat, eine (potenzielle) Gefährdung einzugehen oder zu vermeiden.

Hinweis: Der „Corona-Report Banken-Arbeitswelt“ steht auf der Website des AGV Banken unter www.agvbanken.de zum Download bereit.

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Dem AGV Banken gehören rund 100 Institute (Großbanken, Regionalbanken, Pfandbriefbanken, Spezialbanken, Privatbankiers und Bausparkassen) mit rund 135.000 Beschäftigten an. Der Arbeitgeberverband vertritt die sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder, schließt als Tarifträger auf Bundesebene Tarifverträge mit den Gewerkschaften ab, informiert und berät die Mitgliedsinstitute und vertritt sie vor Arbeits und Sozialgerichten in Grundsatzfragen. Darüber hinaus nimmt er die sozialpolitischen Belange des privaten Bankengewerbes gegenüber Regierungs- und Verwaltungsstellen wahr. Der AGV Banken unterstützt seine Mitglieder in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und berät die zuständigen Ministerien bei der Entwicklung von einschlägigen Gesetzen und Ausbildungsordnungen.